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Geist, das ist ewige Ordnung

Juni 2019 Augsburger Allgemeine – augsburger-allgemeine.de

Der Philosoph Gerhard Hofweber beschreibt den Weg zu Wahrheit und Liebe in seinem Manifest – und erklärt die heutigen Krisen aus dem Zeitgeist

Leben wir heute in einer geistlosen Zeit?

Hofweber: Oberflächlich betrachtet ja, weil: Der Zugang zum Geist ist verloren gegangen. Aber substanziell betrachtet nein, weil: Der Geist kann nicht verschwinden, er ist als Substanz immer vorhanden.

Warum ist der Zugang dazu heute nicht mehr da? Ist der Zeitgeist der Feind des Geistes?

Hofweber: Ja, das kann man so sagen. Der Verlust des Bezugs zur Objektivität der Wahrheit, der Verlust zur Tiefendimension der Wirklichkeit, der Verlust der metaphysischen Dimension – all das sind Zeichen unseres Zeitgeistes, und diese sind für den Erkenntnisprozess kontraproduktiv.

Und warum ist unsere Zeit so?

Hofweber: Die Entwicklung hat vor knapp 200 Jahren mit dem zunehmenden Nicht-mehr-Begreifen der metaphysischen Dimension der Wirklichkeit begonnen. Darunter fällt auch die Krise der Religion, die Krise der Philosophie, die sich seitdem hauptsächlich mit der Nicht-Erkennbarkeit der Wirklichkeit beschäftigt und versucht, mit einem Restbegriff von Philosophie oberflächliche Phänomene klug zu kombinieren.

Aber woran zeigt sich das in der Lebenswirklichkeit?

Hofweber: In der Beziehungslosigkeit zu den tiefen Themen. In einem Verlust von Nachdenklichkeit. Stattdessen findet nur noch beschleunigte Informationsverarbeitung statt, die nur an der Oberfläche bleibt, also zweidimensionales statt dreidimensionales Denken. Aber es zeigt sich auch an dem Verlust der Lebensfreude. Wir Leben in einer Gesellschaft, in der Depression zur Volkskrankheit geworden ist. Aber davor steht noch, dass dieses Leben als etwas aufgefasst wird, das überstanden werden muss, weniger als eine Feier und als Grund zur Freude. Und das ist die logische Folge des Verlustes der metaphysischen Dimension. Wenn ich den wahren Selbstwert nicht erkenne, wenn ich die Würde der eigenen Person nicht erlebe, dann wird das Leben halt anstrengend und schwer.

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